CO2-Bilanz: «Wir brauchen kein hochweisses Papier»
Die Hypothekarbank Lenzburg hat 2019 1000 Tonnen Kohlendioxyd emittiert. Nun ergreift die Bank verschiedene Massnahmen, um die Umwelt künftig weniger stark zu belasten.
18. Mai 2021
Die Hypothekarbank Lenzburg hat im vergangenen Geschäftsjahr erstmals ihre Kohlendioxid-Belastung der Umwelt analysieren lassen, die sich aufgrund ihrer betrieblichen Aktivitäten ergeben haben. Im Fokus standen der Energie- und Materialverbrauch der Bank sowie das Mobilitätsverhalten der Mitarbeitenden, wobei die Emissionswerte des Jahres 2019 betrachtet wurden. Durchgeführt hat die Untersuchung die Stiftung myclimate im Auftrag der Bank. Der Klimabericht der Hypothekarbank Lenzburg berücksichtigt neben Kohlendioxid (CO2) auch Treibhausgase wie Methan oder Lachgas.
Das Ergebnis: Die Regionalbank emittierte 2019 Treibhausgase, die insgesamt 1064 Tonnen Kohlendioxyd entsprachen. Die grössten Emissionsquellen waren der Pendelverkehr (348 t), der Energieverbrauch für Heizung und Klimatisierung (298 t) und eingekaufter Strom (149 t), gefolgt von Papier und Drucksachen (88 t), elektronischen Geräten (56 t) sowie Verpflegung und Getränke (52 t). Über den Kauf von Klimazertifikaten in der Höhe von 27'000 Franken hat die Bank ihren CO2-Fussabdruck vollständig kompensiert (dazu auch S. 11 der Kurzfassung des Geschäftsberichts).
Einfache Massnahmen sofort umsetzen
«Mit dem Ergebnis liegt die Hypothekarbank Lenzburg im Rahmen vergleichbarer Unternehmen. Das Ergebnis zeigt aber deutliche Senkungspotenziale auf», sagt Kai Landwehr, Pressesprecher von myclimate. Die Stiftung schlägt in ihrer Untersuchung vor, dass die Bank Massnahmen zur Reduktion des Treibhausgasausstosses ergreift. So könne die Bank 125 Tonnen CO2 einsparen, wenn sie nur noch erneuerbaren Strom nutzen würde. Zudem könne beim Pendelverkehr eine Verbesserung durch ein geeignetes Mobilitätskonzept und eine stärkere Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel erreicht werden. «Die Emissionen pro Pendelkilometer liegen beim öffentlichen Verkehr 90 Prozent unter den herkömmlichen Antriebsformen», heisst es im Klimabericht.
Bei der Bank sieht man diese Empfehlungen als Chance. «Wir prüfen derzeit verschiedenen Massnahmen, wie wir unseren CO2-Fussabdruck reduzieren können und setzen einfache Massnahmen auch sofort um», sagt Peter Schöpp, Leiter Marketing der Hypothekarbank Lenzburg. So wird die Bank künftig wo immer möglich die Grammatur vom benutzten Kopierpapier reduzieren auf 60 Gramm schweres Papier mit einem höheren Recycling-Anteil. Zudem wolle man auf Papier, für dessen Herstellung umweltschädliche Bleichmittel nötig sind, wo es möglich ist, ganz verzichten. «Wir brauchen keine hochweisses Papier mehr», so der Delegierte für Nachhaltigkeitsfragen bei der Hypothekarbank Lenzburg.
Elektromobilität fördern
Beim Strommix wolle man stärker auf nachhaltige Produktionsquellen setzen. «Wir beziehen schon den kompletten Reststrom des Wasserkraftwerkes Sigismühle in Seon – das deckt den Stromverbrauch ungefähr in der Höhe des ganzen Hauptsitzes Lenzburg ab. Derzeit prüfen wir, wie wir weitere nachhaltige Quellen anzapfen können. Das Ziel ist es, dass wir für den Energieverbrauch nur noch Ökostrom verwenden», sagt Schöpp. Die Regionalbank prüft zudem Parkplätze für Mitarbeitende zu «elektrifizieren», um so die Nutzung von Elektromobilität zu fördern.
In dieser Richtung zielt auch das Sponsoring-Engagement der Hypothekarbank Lenzburg beim Aargauer Carsharing-Projekt «E-Cargovia»: Über eine App können im ganzen Kanton e-Cars stunden- oder tagweise gemietet werden. Der «E-Cargovia»-Standort in Lenzburg befindet sich in der Nähe des Hauptsitzes der Bank.
Gemäss dem Klimabericht legten die Mitarbeitenden der Hypothekarbank Lenzburg 2019 eine gesamte Pendelstrecke von rund 2 Millionen Kilometer zurück. Das heisst, ein Mitarbeiter der Hypothekarbank Lenzburg pendelte im Schnitt 7239 Kilometer pro Jahr oder 29 Kilometer pro Tag. Dies entspricht gemäss dem Bundesamt für Statistik dem Schweizer Durchschnitt.
Ein Tag Home-Office für alle spart 70 Tonnen CO2
Mit einem Anteil von 33 Prozent am Emissionsvolumen ist der Pendelverkehr aber die grösste Position in der CO2-Bilanz der Bank. Fahrzeuge mit den herkömmlichen Antriebsformen Benzin oder Diesel sind die grössten Emissionsquellen. Würden sämtliche Pendelkilometer der Bank mit Fahrzeugen mit alternativen Antriebsformen (elektrisch, hybrid, Bio- oder Erdgas) zurückgelegt, würde sich der CO2-Ausstoss der Bank in diesem Bereich gemäss dem Klimabericht um rund ein Drittel oder 100 Tonnen verringern.
Noch effektiver wäre ein kompletter Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel (ÖV), wodurch die Treibhausgas-Emission der Bank im Bereich Pendelverkehr um 90 Prozent oder rund 310 Tonnen tiefer ausfallen würde. Die Hypothekarbank fördert die ÖV-Nutzung durch die Abgabe von Reka-Checks, die von Mitarbeitenden für den Kauf von Streckenabonnements genutzt werden können. «Der Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel ist in unserem eher ländlichen Gebiet nicht immer einfach, die Bewohner nutzen gerne die hohe Flexibilität eines Autos», sagt Schöpp.
Der Pendelverkehr könne auch über vermehrte Arbeit im Homeoffice reduziert werden. Generell werde die Bank auch nach der Corona-Krise ihren Mitarbeitenden deshalb ermöglichen, von zuhause aus zu arbeiten. «Homeoffice eignet sich nicht für alle Funktionen. Wo aber die Aufgaben ohne Qualitätseinbussen ausgeführt werden können, steht dem Homeoffice nichts im Weg», so der Nachhaltigkeitsdelegierte der Bank. Bei einem Arbeitstag pro Woche im Homeoffice für alle Mitarbeitenden könnte die Bank bei unveränderten Bedingungen rund 70 Tonnen CO2-Emission einsparen.
Ganz generell will die Bank bei Mitarbeitenden das Bewusstsein für nachhaltiges Handeln stärker fördern. «Geplant sind interne Workshops zusammen mit MyClimate mit Tipps und Tricks, wie jeder einzelne den geschäftlichen und privaten Alltag persönlich nachhaltiger gestalten kann», sagt Schöpp.
Die Schweiz vor Deutschland
Solche und ähnliche Überlegungen gehören bei grösseren Schweizer Unternehmen mit Berichtspflichten seit mehreren Jahren zum festen Bestandteil der Corporate Governance. Für kleinere Unternehmen ohne Berichtspflichten hingegen sei die Berechnung des «Corporate Carbon Footprint» immer noch die Ausnahme. «Wir haben in den vergangenen drei Jahren zwar einen massiv steigenden Nachfragetrend. Im Vergleich zu sämtlichen in der Schweiz tätigen KMU lassen aber immer noch relativ wenige einen eigenen Klimabericht erstellen», sagt Kai Landwehr, Pressesprecher der Stiftung myclimate, die Unternehmen bei der Analyse und Lösungsfindung im Klimabereich berät.
Die Umstellung auf klimaeffizientes Wirtschaften könne sich für Firmen auszahlen. «Sie hilft im besten Fall ineffiziente Strukturen aufzudecken und zu beseitigen und so langfristig Kosten einzusparen», sagt Landwehr. Im internationalen Vergleich spiele die Schweiz in Sachen Nachhaltigkeit vorne mit. «Die Eidgenossenschaft bewegt sich etwa auf dem Level der skandinavischen Staaten, die in der Umsetzung nachhaltiger Kriterien führend sind, und zum Beispiel vor Deutschland, wo das Bewusstsein noch nicht so stark entwickelt ist wie hierzulande», so der Sprecher der Schweizer Klimaschutzstiftung.
Open Banking und Nachhaltigkeit
Zum einen sei die Schweiz mit ihrem Traditionsbewusstsein nicht unempfänglich gerade für Umwelt- für soziale Anliegen. Zudem verfüge das Land über wenig Bodenschätze, sei aber dafür mit ihrem hohen Bildungsniveau stärker als andere Länder technologischen Innovationen verpflichtet. «Zukunftstechnologien werden in der Schweiz als Chance gesehen, woraus sich auch eine hohe Affinität für nachhaltiges Wirtschaften ableiten lässt», sagt Landwehr.
Und so spielt zuletzt auch die digitale Transformation, der sich die Hypothekarbank Lenzburg im Rahmen ihrer Open-Banking-Strategie verschrieben hat, der Nachhaltigkeit in die Hände. Zwar sind noch nicht alle Prozesse im Backoffice der Bank digitalisiert. Mit der Financing Suite und Finstar Notes hat die Bank aber unlängst zwei wichtige Applikationen für den Kreditprozess lanciert (mehr dazu hier), die auch einen Beitrag dazu leisten, den Papierverbrauch bei der Bank zu reduzieren. «Was wirklich gedruckt werden muss, dafür kann man auch chlorfreies dünneres Recyclingpapier verwenden», so der Nachhaltigkeitsbeauftragte der Bank.
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