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Embedded Finance: «Eine viel bessere User Journey»

Fast kein anderes Land hat prozentual so viele Mieterinnen und Mieter wie die Schweiz. In der Deutschschweiz nutzen dabei 70 Prozent ein Mietkautionskonto für die Hinterlegung der notwendigen Sicherheitsleistung. Aber nur auf der Immobilienplattform Flatfox kann man ein solches Konto digital eröffnen. Möglich macht das die Hypothekarbank Lenzburg.

20. Februar 2023

Sieht Anknüpfungspunkte bei allen Varianten im Check-Out-Prozess von E-Commerce und Detailhandelsunternehmen: André Renfer, Bereichsleiter Services bei der Hypothekarbank Lenzburg.

«Überall dort, wo Zahlungen zum Einsatz kommen, können wir unterstützen», sagt André Renfer, Bereichsleiter Services bei der Hypothekarbank Lenzburg.

Für eine Bank war es in den letzten Jahren eigentlich eher unattraktiv. Und für Menschen, die schon einmal in einer Mietwohnung gelebt haben, ist es immer auch ein wenig ein Ärgernis – das Mietkautionskonto. Als Mieterin oder Mieter deponiert man eine oder mehrere Monatsmieten auf diesem Konto. Während der gesamten Dauer des Mietverhältnisses kann man nicht über das Geld verfügen. Und am Schluss zwackt einem der Vermieter möglicherweise einen Teil des Geldes ab, wenn man als ausziehender Mieter wegen übermässiger Nutzung oder Beschädigung des Mietobjekts für bestimmte Sanierungsarbeiten aufkommen muss. Erfreuliche Erfahrungen sehen anders aus.

Auch bei Banken stand das Mietkautionskonto in den vergangenen Jahren nicht sonderlich hoch im Kurs. Angesichts der ausserordentlichen Situation mit negativen Leitzinsen hatte das auch legitime Gründe: Zwar kann man als Bank mit den Geldern arbeiten, da sie oft langfristig auf dem Kautionskonto liegen bleiben. Aber mit dem Negativzinsregime der Schweizerischen Nationalbank (SNB) spielte für die strategische Geldallokationspolitik der Banken auch vermehrt der Freibetrag auf den Sichteinlagen bei der SNB eine Rolle. Je schneller dieser erreicht wurde, desto eher wurden Negativzinsen fällig. Die Banken waren deshalb bestrebt, eher unattraktive Kundeneinlagen nicht zu forcieren.

Flatfox-Video

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«Das gibt es sonst in der Schweiz nicht»

Das Berner Proptech-Unternehmen Flatfox hat zusammen mit der Hypothekarbank Lenzburg erstmals in der Schweiz eine digitale Lösung für ein Mietkautionskonto realisiert.

Kontoeröffnung ohne Medienbruch

Für die Immobilienplattform Flatfox ist das Mietkautionskonto jedoch von zentraler Bedeutung. «Dass wir mit der Hypothekarbank Lenzburg 2021 eine Lösung für die Integration des Mietkautionskontos in die Customer Journey von Flatfox realisieren konnten, war und ist für uns ein Meilenstein», sagt Matthias Frieden, CEO der Flatfox AG*. Mit der digitalen Kontoeröffnung war quasi das ganze Leistungsspektrum abgedeckt, das es aufseiten der Mieterinnen und Mieter für den Abschluss eines neuen Mietvertrages braucht. Jetzt können Wohnungssuchende auf Flatfox nicht nur freie Objekte suchen und sich da- für bewerben. Sie erhalten auch die Möglichkeit, im Rahmen des Vertragsabschlusses auf der Flatfox-Plattform das Mietkautionskonto ohne jeden Medienbruch zu eröffnen.

In der Deutschschweiz leisten rund 70 Prozent der Mieterinnen und Mieter ihre Sicherheitsleistungen für Mietobjekte über ein Kautionsdepot bei einer Bank. Das ist nicht selbstverständlich. Schon seit vielen Jahren gibt es auch die Möglichkeit einer Mietkautionsversicherung, auf die der Vermieter notfalls zurückgreifen kann. Doch anders als in der Westschweiz, wo sich die Versicherungslösung einer relativ grossen Beliebtheit erfreut, bevorzugt in der Deutschschweiz die Mehrheit das Bankkonto.

«Dass wir mit der Hypothekarbank Lenzburg 2021 eine Lösung realisieren konnten, war und ist für uns ein Meilenstein.»

Matthias Frieden, CEO der Flatfox AG

Matthias Frieden von Flatfox im Interview (Dezember 2022)

Sicherheitsleistung erfüllt wichtigen Zweck

«Die unkomplizierte und zuverlässige Hinterlegung der Sicherheitsleistung ist für einen gut funktionierenden Mietmarkt, wie ihn die Schweiz kennt, von grosser Bedeutung und erfüllt insofern auch einen gesellschaftlichen Zweck», sagt Frieden. Richtig happy ist er, dass auf Flatfox nicht nur Mietkautionsversicherungen digital abgeschlossen, sondern dank der Hypothekarbank Lenzburg auch ein Mietkautionskonto eröffnet werden kann.

Für André Renfer, Bereichsleiter Services bei der Hypothekarbank Lenzburg, ist die Kooperation mit Flatfox ein gelungenes Beispiel dafür, wie Open Finance erfolgreich umgesetzt werden kann. Open Finance oder Embedded Finance, wie man auch sagt, zielt darauf ab, klassische Bankangebote in die Wertschöpfungsprozesse von Unternehmen ausserhalb der Finanzbranche einzubinden. «Früher musste man für die Eröffnung eines Mietkautionskontos zu einer Bank gehen, bei Flatfox kann man das Konto eröffnen, wenn man den Mietvertrag abschliesst. Wir machen alles im Hintergrund, der Kunde nimmt das nicht als Ärgernis, sondern als Erleichterung wahr», sagt Renfer.

Andre Renfer von der Hypothekarbank Lenzburg im Interview (Dezember 2022)

«Wir machen alles im Hintergrund, der Kunde nimmt das als Erleichterung wahr.»

André Renfer, Bereichsleiter Services bei der Hypothekarbank Lenzburg.

Datenaustausch über offene Schnittstellen

Dass das überhaupt möglich ist, ist darauf zurückzuführen, dass die Hypothekarbank Lenzburg 2017 das bankeigene Kernbanksystem Finstar mit offenen Schnittstellen ausgestattet hat und sie als Universalbank und Informatikanbieterin über das nötige Prozess- und Bankfachwissen verfügt. So können autorisierte Drittpartner wie die Flatfox AG mit der Hypothekarbank Lenzburg über die Schnittstellen des Finstar-Systems Daten austauschen und verarbeiten.

Renfer sieht für die Zukunft in diesem Bereich noch viel Potenzial. Etwa im Bereich der sogenannten Sharing Economy, wo verschiedene Akteure eine bestimmte Ressource gemeinsam nutzen und dafür ebenfalls eine Sicherheitsleistung hinterlegen müssen. Als Bausteine für das Open-Finance-Ökosystem stehe aber eine ganze Reihe weiterer Services oder Dienstleistungen zur Verfügung, die in die Prozesse von Drittunternehmen eingebettet werden könnten.

Die Kooperation mit Flatfox zeigt, wie Open Finance erfolgreich umgesetzt werden kann.

Matthias Frieden von Flatfox und André Renfer von der «Hypi» Lenzburg.

Matthias Frieden und André Renfer vor dem Bürogebäude Tic Tric Trac in Zürich (Dezember 2022)

Die User Journey verbessern

«Überall dort, wo Zahlungen zum Einsatz kommen, können wir unterstützen», so Renfer. Wenn Zahlungen im Spiel seien, dann gehe es auch um Geldwäscherei- und Transaktionsmonitoringpflichten, denen nachzukommen für Nichtbanken sehr schwierig sei. «Wir sehen aber auch Möglichkeiten im Bereich von Finanzierungen, Buy-now-pay-later-Produkten oder bei Kauf auf Rechnung – kurzum bei allen Varianten, die sich im Check-out-Prozess von E-Commerce- und Retail-Unternehmen integrieren lassen», so Renfer weiter.

Der grosse Vorteil aus Endkundensicht bestehe darin, dass man direkt dort, wo Geschäfte abgewickelt würden, auch die dafür notwendigen Zahlungen auslösen könne. «Wir haben so eine viel bessere User Journey und sind viel kundenorientierter», sagt Renfer. Die Funktion der Bank in derartigen Open-Finance-Prozessen sei es, die Prozessqualität und -stabilität und die Einhaltung der regulatorischen Auflagen zu gewährleisten, damit die Services einwandfrei funktionieren würden.

«Wenn uns das gelingt, sehe ich im Bereich von Open Finance in den nächsten drei bis fünf Jahren ein riesengrosses Potenzial», so Renfer.

(Dieser Text wurde im Geschäftsbericht 2022 der Hypothekarbank Lenzburg erstmals publiziert.)

 

* Matthias Frieden hat Flatfox Ende 2022 als CEO verlassen. Seine hier gemachten Aussagen erfolgten in Absprache mit der Geschäftsleitung von Flatfox und behalten ihre Gültigkeit (weitere Infos zu Flatfox).

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