«Die Nutzung von Instant-Zahlungen nimmt rapide zu»
In der Schweiz sind Zahlungen in Echtzeit seit August 2024 Realität. Ihre Einführung sei ein logischer Schritt gewesen, sagt Daniel Berger von SIX. Bei der «Hypi» sieht man Potenzial: «In unserem Open-Banking-Ökosystem mit unseren Fintech-Partnern hoffen wir, in Zukunft viel Ideen entwickeln zu können», sagt Saad Ahmed, Softwareentwickler bei Finstar.
11. Februar 2025
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«Über die SIC-Plattform wickeln wir jährlich rund eine Milliarde Zahlungen mit einem Gesamtwert von 57 Billionen Franken ab, was die grosse Bedeutung des Systems für die Schweiz unterstreicht», sagt Daniel Berger von SIX.
Die Schweiz hat einen neuen Zahlungsstandard: Instant-Zahlungen. Sie werden in Echtzeit oder eben instant abgewickelt. Die «Hypi» hat entschieden, ausgehende wie eingehende Zahlungen kostenlos anzubieten. Bei anderen Banken ist das Senden von Instant-Zahlungen zum Teil kostenpflichtig. Die «Hypi» hat sich aus Innovationsüberlegungen für ein Gratisangebot entschieden.
Direkt von einem Konto aufs andere
«Wir glauben, dass Instant-Zahlungen viele innovative Geschäftsmodelle ermöglichen können», sagt Saad Ahmed, Solution Architect bei Finstar, der Open-Banking-Plattform, die von der Hypothekarbank Lenzburg entwickelt und vertrieben wird. Vorteile für Nutzerinnen und Nutzer sieht er darin, dass man sofort über das Geld verfügen kann und zudem sein Budget besser planen könne. Auch für Detailhändler seien Instant-Zahlungen von Vorteil, weil das Geld direkt von einem Konto aufs andere gebucht wird und deshalb die Gebühren für Kartenzahlungen entfallen.
«Instant-Zahlungen sind interessant für Einzelhändler, weil sie helfen, die Transaktionskosten zu reduzieren. Die sofortige Verfügbarkeit des Geldes kann Detailhändlern helfen, ihre Liquidität besser zu managen», so Ahmed im Interview mit dem HBL-WebTV. Ahmed ist einer der wichtigen Köpfe hinter dem bankeigenen Kernbankensystem Finstar, wo er seit 16 Jahren arbeitet, und er gilt schweizweit als einer der besten Kenner der Instant-Zahlungstechnologie.
Hat Instant-Zahlungen im Finstar-Ökosystem schon 2022 und damit zwei Jahre vor dem offiziellen Schweizer Start ermöglicht: Saad Ahmed, Solution Architect bei Finstar.
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Start ist reibungslos verlaufen
Die «Hypi» hat nämlich schon zwei Jahre vor der offiziellen Lancierung in der Schweiz Instant-Zahlungen eingeführt – für die eigenen Kundinnen und Kunden und für die Kundinnen und Kunden von Fintech-Kooperationspartnern. Nun funktionieren Instant-Zahlungen auch für Geldüberweisungen mit anderen Banken. «Der Start verlief reibungslos, rund hundert Banken können heute Instant-Zahlungen verarbeiten», sagt Daniel Berger, Head Ecosystem Billing & Payments bei SIX.
Berger hält es im Video für denkbar, dass Instant-Zahlungen in den nächsten Jahren zum Standard werden: «Ihre Nutzung nimmt in verschiedenen Märkten stark zu.» Möglich wurden Instant-Zahlungen in der Schweiz durch die Inbetriebnahme der neuen, fünften Version des Zahlungssystems Swiss Interbank Clearing, kurz SIC5. SIX ist im Auftrag der Schweizerischen Nationalbank für die Entwicklung und den Betrieb dieses Systems verantwortlich, das sowohl für Interbank- als auch für Kundenzahlungen eingesetzt wird. Also auch für die Bezahlung von Rechnungen durch Privatpersonen.
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«Die Entwicklung von Instant-Zahlungen mit SIC5 war ein logischer Schritt.»
Daniel Berger und Saad Ahmed im Schweizer Finanzmuseum am Hauptsitz von SIX.
Viele Ideen mit Fintech-Partnern entwickeln
«Über die SIC-Plattform wickeln wir jährlich rund eine Milliarde Zahlungen mit einem Gesamtwert von 57 Billionen Franken ab, was die grosse Bedeutung des Systems für die Schweiz unterstreicht», sagt Berger. Betrachte man die globale Entwicklung im Zahlungsverkehr und die veränderten Kundenerwartungen, so zeichne sich ein klarer Trend in Richtung Echtzeit- oder Instant-Zahlungen ab. «Die Entwicklung von Instant-Zahlungen mit SIC5 war deshalb ein logischer Schritt», so Berger.
SIX habe damit den Grundstein für die Weiterentwicklung in den nächsten Jahren und Jahrzehnten gelegt. Weltweit ist laut Berger eine zunehmende Vernetzung der Finanzmarktinfrastrukturen im grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr zu beobachten. «Mit Instant-Zahlungen werden aber auch viele innovative Anwendungen möglich, zum Beispiel am Verkaufspunkt im Laden», ist Berger überzeugt.
Systemarchitekt Ahmed denkt dabei etwa an Anwendungsfälle im Hofladen oder in der Autowaschanlage oder bei Zahlungen für Taxifahrten oder für Sanitärnotfälle. «Wir hoffen, dass wir in unserem Open-Banking-Ökosystem zusammen mit Fintech-Partnern in Zukunft viele Ideen für Instant-Zahlungsdienstleistungen entwickeln können», so der Banksoftware-Spezialist mit pakistanischen Wurzeln. Damit solche Innovationen ihr Potenzial aber richtig entfalten können, sei es nun wichtig, dass möglichst viele Menschen Instant-Zahlungen nutzen würden.
«Instant-Zahlungen sind interessant, weil sie Transaktionskosten reduzieren.»
Im Video erklären Daniel Berger von SIX und Saad Ahmed von der «Hypi», wie sie das Potenzial von Instant-Zahlungen einschätzen.
Instant-Zahlung – das neue Normal
Die Gutschrift auf dem Konto der begünstigten Partei und die Kontobelastung bei der zahlenden Partei erfolgen praktisch zeitgleich – in weniger als zehn Sekunden, unabhängig von der Uhrzeit und dem Wochentag. Hier ist das Geld sofort verfügbar, dort besteht jederzeit die volle Transparenz über die Ausgaben. Das ist Instant-Zahlung, das neue Normal – die zeitgemässe Antwort auf die fortschreitende Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft. Instant-Zahlung ist in verschiedenen Ausprägungen bereits in zahlreichen Ländern Realität. Um sie auch in der Schweiz zu ermöglichen, hat SIX zusammen mit der Schweizerischen Nationalbank am 17. November 2023 die neue Generation der zentralen Zahlungsinfrastruktur – die Plattform «SIC5» – lanciert. Mit der Inbetriebnahme der fünften Generation des SIC-Systems wurden die Voraussetzungen für die sofortige und finale Wertübertragung bei bargeldlosen Kundenzahlungen geschaffen und damit der Grundstein für Instant-Zahlung in der Schweiz gelegt. Seit August 2024 müssen die grössten Schweizer Banken in der Lage sein, Instant-Zahlungen zu verarbeiten, die restlichen Banken folgen bis 2026. (Quelle: SIX)
(Dieser Text wurde zuerst im Geschäftsbericht 2024 der Hypothekarbank Lenzburg veröffentlicht.)