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«Ich will verstehen, was der Generation Z wichtig ist»

Seit Juni 2024 ist Silvan Hilfiker CEO der Hypothekarbank Lenzburg. Im Podcast mit der Mediamatik-Lernenden Lina Zielinski und Marc Fischer, Leiter Digitale Medien, sagt er, wieso es wichtig ist, die eigene Bubble zu verlassen, dass ihm fixe Einstellungen zu verschiedenen Generationen Mühe bereiten und was seine Führungsprinzipien sind.

12. Februar 2025

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«Gute Führung muss authentisch sein. Jede Person braucht ein wenig andere Führung.», Silvan Hilfiker, CEO Hypothekarbank Lenzburg

Marc: Silvan, du wolltest bei diesem Podcast explizit eine Lernende dabeihaben, warum?

Silvan: Mir ist wichtig, dass wir alle Generationen miteinbeziehen und dass die Leute die Möglichkeit haben, mit mir zu reden. So kann ich auch sie besser verstehen, was sie denken und was sie beschäftigt.

 

Marc: Lina ist eine Vertreterin der berühmt-berüchtigten Generation Z. Wie stehst du zu dieser Generation?

Silvan: Ich habe Mühe, wenn man fixe Einteilungen in Generationen macht. Beim letzten Humorfestival in Arosa hatte ein deutscher Komiker in der ersten halben Stunde gegen die Generation Z geschossen. In der Pause sagten junge Menschen, sie würden jetzt gehen. Man will nicht hören, was man alles falsch macht, sondern man will ernst genommen werden.

 

Lina: Das hat ja auch mit Führung zu tun. Was ist für dich gute Führung?

Silvan: Gute Führung muss authentisch sein. Jede Person braucht ein wenig andere Führung. Jemand aus der Generation Z braucht eine andere Führung als eine über 60-jährige Person. Gute Führung heisst für mich, dass man in der Lage ist, sich auf diese Situationen einzulassen und herauszufinden, was die Menschen brauchen.

 

Lina: Welche Führungsprinzipien verfolgst du?

Silvan: Wir haben eben einen Leadership-Kodex entwickelt. Ganz wichtig ist dabei das Unternehmerische. Alle, die bei der «Hypi» arbeiten, sollen auch unternehmerisch denken. Nur so werden wir zusammen weiterkommen. Ganz wichtig ist auch, dass wir menschlich agieren und den Menschen in den Mittelpunkt stellen. Der Mensch ist der Mitarbeitende, aber auch die Kundin und der Kunde. Und wir wollen offen sein. Die «Hypi» hat eine lange Geschichte, ist sehr innovativ. Das werden wir nur weiterführen können, wenn wir offen sind, offen gegenüber allem, was noch kommen wird und was wir heute noch gar nicht kenne. Persönlich setze ich auf Partizipation und Vertrauen. Ich bin jemand, der viel Vertrauen schenkt.

 

Lina: Man merkt dir auch an, dass du offen und für die Meschen da bist. Ich erinnere mich an deine Reden an Bank-Events oder Artikel.

Silvan: Was ist dir denn geblieben? Wenn du einen Punkt rausgreifst?

Lina: Das war der Love-Brand. Bei deiner Rede am Kultur-Festival der Bank im vergangenen Jahr, als du davon gesprochen hast, dass wir zusammen und als Team die «Hypi» weiterbringen werden. Das gibt einem als Mitarbeiter schon ein gutes Gefühl. Man ist Teil von etwas, dass die Leute wertschätzen. Das ist sehr schön.

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Lina Zielinski, Silvan Hilfiker und Marc Fischer (v.l.n.r.) bei der Aufnahme des HBL-Podcasts im CEO-Büro am Hauptsitz der Bank in Lenzburg.

Marc: Was genau verstehst du unter einem Love-Brand?

Silvan: Die Hypothekarbank Lenzburg ist ein Unternehmen mit einem Brand, den alle gernhaben. Egal, ob privat oder in offizieller Mission als Vertreter der «Hypi»: Wenn ich sage, ich sei von der «Hypi» Lenzburg, dann finden das alle cool. Man ist nicht einfach bei einer Regionalbank, sondern bei der «Hypi». Der Brand ist weit über den Aargau hinaus bekannt.

 

Lina: Wir hatten es von meiner Generation, die die Zukunft darstellt. Wie siehst du die Zukunft der Bankenwelt, so wegen Digitalisierung, Krypto und künstliche Intelligenz?

Silvan: Die Digitalisierung gehört einfach dazu. In Bezug auf die «Hypi» ist es wichtig, dass wir alle Prozesse digitalisieren können. Ich bin jemand, der überhaupt nicht mit Papier arbeitet. Ich musste im Drucker noch nie Papier nachfüllen, seit ich hier bin (lacht). Kryptowährungen werden in Zukunft sicher wichtig sein. Als Bank müssen wir herausfinden: Wie weit können und wollen wir gehen? Relevant wird künftig auch das Core-Banking bleiben. Aber vielleicht in einer anderen Form.

 

Lina: Wo siehst du KI als Hilfsmittel in der Bankbranche und in deinem Arbeitsalltag?

Silvan: Spontan sehe ich in zwei oder drei Bereichen Möglichkeiten. Eine ist sicher das HR. Wenn du Fragen in einem Chat GPT eingeben kannst und es dann durch alle HR-Reglemente durchgeht und dir die Antwort gibt. Das Gleiche im Bereich Compliance. Wir haben so viele Regulierungen, da kann KI eine gescheite Möglichkeit bieten, rasch zu einer Antwort zu kommen.

 

Marc: Aktuell sind KMU-Kredite ein Thema. Mit dem Ausscheiden der Credit Suisse hört man oft, dass der Wettbewerb fehle und KMU zu viel bezahlen müssen.

Silvan: Fällt ein Player weg, liegt es in der Natur der Sache, dass der Wettbewerb leicht zurückgeht. Das bietet aber auch Chancen – auch für uns als «Hypi». Gleichzeitig haben wir gewisse Limitierungen. Mit einer Bilanzsumme von etwas über 7 Milliarden haben wir auch nicht unbeschränkte Wachstumsmöglichkeiten. Wir wollen sicher wachsen, wir wollen nicht die Solidität der Bank gefährden.

 

Marc: Wie wirkt sich die Übernahme von Swiss Bankers auf Wachstumsmöglichkeiten in anderen Bereichen aus?

Silvan: Aus reiner Kapitalperspektive hat das keine negativen Auswirkungen. Die Möglichkeit für mehr Wachstum ergibt sich aus der Strategie, die wir einschlagen wollen. Wir wollen im Bereich Embedded Finance und Banking-as-a-Service mehr wachsen und auch eine Ertragsdiversifikation erzielen. Swiss Bankers hat ein sensationelles Vertriebsnetz und ist in der Europäischen Union mit einer E-Money-Lizenz unterwegs, was uns die Möglichkeit eröffnet, nachher im EU-Raum tätig zu sein.

 

Marc: Bei den Beförderungen per 1. Januar 2025 sind mehr Frauen als Männer zum Zug gekommen. Welches Feedback hat das ausgelöst?

Silvan: Ich habe diverse Reaktionen erhalten. Von früheren Wegbegleitern, die es cool finden, was wir machen. Es meldete sich auch eine Person, die ein Frauennetzwerk leitet und von mir wissen wollte, wie Frauenförderung in einer Unternehmung funktioniert.

Marc: Es gibt aber immer noch Lohnunterschiede zwischen Mann und Frau.

Silvan: Für mich ist sonnenklar, dass es keine Unterschiede geben sollte. Wenn eine Frau weniger verdient als ein Mann, dann muss man dies beheben. Es gibt keinen Grund, eine Differenz zu machen.

 

Marc: Wie steht es mit anderen Themen der Generation Z wie Diversity, Inklusion oder Wokeness?

Silvan: Ich finde es nicht relevant, ob im Protokoll gendergerecht geschrieben wird. Entscheidend ist, dass Du allen Personen mit Respekt begegnest, egal, welchen Lebensentwurf sie hat, egal, wie sie sich fühlt – aber mich würde interessieren, wie Lina das beurteilt.

 

Lina: Ich finde es auch wichtig, dass man Menschen generell mit Respekt begegnet. Mir gefällt, was Silvan zum Gender-Gap sagte. Gleichstellung zwischen Mann und Frau liegt mir persönlich am Herzen. Wenn ich weniger verdiene als ein Mann, nur weil ich eine

Frau bin, finde ich das unfair.

 

Marc: Silvan, du bist auch Politiker, bist im Grossrat und Fraktionschef der kantonalen FDP. Bringt dies Vorteile beim Führen eines Unternehmens?

Silvan: Es ist sicher kein Nachteil. Du bist nahe bei der Wirtschaft und hast ein gutes Netzwerk und Kontakte ausserhalb deiner Bubble. Es ist wichtig, dass du dich mit Leuten mit anderem Gedankengut austauschst. Das gibt dir einen Impuls, auch im Unternehmen gewisse Sachen anzuschauen, auf die du sonst gar nicht kommen würdest.

 

Marc: Bei deiner Anstellung war deine politische Arbeit kein Thema?

Silvan: Auf jeden Fall. Die grosse Frage war: Was hat Priorität? Da ist sonnenklar, die «Hypi» hat Priorität. Und wenn es die Situation erfordert, dann würde ich auch die entsprechenden Konsequenzen ziehen. Und eine Frage war auch, ob und wie die politische Karriere weitergeht.

 

Marc: Was wäre der nächste klassische Schritt: Nationalrat oder Regierungsrat?

Silvan: In der Politik darf man ja nie über vielleicht kommende Aufgaben reden. Aber ein logischer Schritt kann Nationalrat sein. Oder, wenn du Fraktionschef bist, Regierungsrat.

 

Marc: Jetzt bist du aber zuerst mal bei der «Hypi» . . .

Silvan . . . ja und das macht mir auch Spass. (lacht)

 

Lina: Was würdest du uns, der Generation Z oder den jungen Auszubildenden und den ins Berufsleben Startenden, für die Zukunft mit auf den Weg geben?

Silvan: Wichtig ist, dass man hungrig bleibt. Dass man nicht stehen bleibt, neue Sachen annimmt, erforscht und entdeckt. Das Leben, der Arbeitsalltag sind so hektisch. Wenn man jung ist und die erste Ausbildung gemacht hat, nicht zu schnell das Nächste machen, sondern mal durchatmen und eine Pause einschalten.

(Dieser Text wurde zuerst im Geschäftsbericht 2024 der Hypothekarbank Lenzburg veröffentlicht.)

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